Südafrika
Entlang der Garden Route – Südafrika hautnah
Thunfischträume in Simon’s Town
Es war Anfang November. Die Wartezeit auf den Urlaub war lang, aber das Ziel stand fest: Thunfischsaison in Cape Town! Unsere kleine Reisegruppe bestand aus drei Paaren, und unser erstes Reiseziel war Simon’s Town. Dort hatten wir eine Thunfischausfahrt mit Ocean Life Fishing Charters gebucht. Da wir nur ein kleines Zeitfenster für den Trip hatten, hofften wir auf gutes Wetter und hatten Glück: Der einzige Tag der Woche, an dem eine Ausfahrt möglich war, war ausgerechnet unser Buchungstag. Vielleicht lag es ja daran, dass Frank an diesem Tag seinen 66. Geburtstag feierte.
Schon im Vorfeld hatte ich mit unserem Kapitän Donavan Kontakt aufgenommen. Seine Nachrichten waren allerdings wenig ermutigend, bislang war kaum ein Thun gefangen worden, nur ein Boot hatte zwei Fische erwischt. Doch ganz nach dem Motto „No risk, no fun“ oder, wie ich sagen würde, „Nur Mut!“ hielten wir an unserem Plan fest.
Um 5 Uhr morgens ging es los. Pünktlich standen wir am Boot, das bereits vorbereitet und ausgerüstet war. Donavan und sein Helfer Rudolph begrüßten uns herzlich, und nach einem kurzen Schwatz legten wir ab. Kaum hatten wir den Hafen verlassen, tauchten schon die ersten Wale neben dem Boot auf, ein fantastischer Start!
Wir fuhren rund 30 Kilometer bis zum Kap der Guten Hoffnung und von dort weitere 45 Kilometer hinaus auf den offenen Ozean, zu den Fangplätzen der Thune. Dort wurden die Schleppköder zu Wasser gelassen. Eine Stunde lang tat sich nichts, doch dann kam über Funk der Tipp eines befreundeten Fischers. Wir änderten den Kurs – und schon bald sahen wir raubende Thune an der Oberfläche.
Der erste Biss war ein Weißer Thun (Albacore oder Longfin). Natürlich durfte der Jubilar Frank als Erster ran. Das Boot wurde gestoppt, alle Ruten eingeholt, und Donavan begann, vorbereitete Sardinenstücke zu füttern, um die Thune mit einer Futterspur am Boot zu halten. Zunächst ohne Erfolg, also wurde weitergeschleppt.
Der nächste Biss ließ nicht lange auf sich warten. Diesmal mischten sich auch die Yellowfins (Gelbflossen-Thune) unter die Albacore. Auf dem Sonar konnte man beobachten, wie sie der Futterspur bis zum Anbiss folgten. Nach und nach drillten Erik, Frank und ich je einen schönen Albacore, bis schließlich der erste Yellowfin einstieg.
Dann wurde es ernst: Erik und ich kämpften gleichzeitig mit den „Endgegnern“. Nach rund 1,5 Stunden Drill konnte Erik seinen ersten Gelbflossen-Thun landen, 84 Kilogramm! Nach weiteren 30 Minuten war auch mein Fisch fast soweit, doch eine Robbe, die schon länger um das Boot schwamm, biss im letzten Moment das Vorfach durch. Weg war er. Donavan schätzte den Fisch auf weit über 90 Kilo. Das Gefühl muss ich wohl niemandem erklären, pure Enttäuschung. Aber, wie Donavan sagte: „That’s fishing.“
Trotzdem war es ein unvergessliches Erlebnis, solch einen Fisch zu drillen. Nach 12,5 Stunden auf See und 180 Kilometern Bootsfahrt kehrten wir glücklich, aber erschöpft, in den Hafen von Simon’s Town zurück, unsere Frauen hatten sich inzwischen schon Sorgen gemacht.
Vom Kap Agulhas bis Knysna
Leider war die Zeit in der Kap-Region viel zu kurz. Zwar konnten wir viele Highlights erleben, aber rückblickend hätten wir uns mehr Zeit nehmen sollen, mein Fehler.
Unsere Route führte uns weiter nach Kap Agulhas, den südlichsten Punkt Afrikas, wo der Indische und der Atlantische Ozean aufeinandertreffen. Wie man sich denken kann, ist es dort meist etwas windiger. Wir hatten ein großes Ferienhaus direkt am Meer, perfekte Lage! Von hier aus erkundeten wir die Umgebung, etwa Struisbaai, wo wir auch von der Mole aus angelten. Außer ein paar Buntfischen, kleinen Adlerfischen und Gitarrenhaien war der Erfolg jedoch überschaubar.
Deshalb buchten wir noch eine weitere Hochseetour, diesmal eine Halbtagestour in küstennahen Gewässern (ca. 15 km). Auch diese Ausfahrt stand wetterbedingt lange auf der Kippe, doch ein kurzes Zeitfenster ermöglichte schließlich den Start. Drei Meter hohe Wellen machten das Angeln allerdings zur Herausforderung, vor allem für Erik, der sein Abendessen an die See zurückgab.
Trotzdem fingen wir eine bunte Auswahl wohlschmeckender Fische. Der vielgepriesene Yellowtail, der auf vielen Speisekarten als „Catch of the Day“ zu finden ist, erwies sich geschmacklich übrigens als eher unspektakulär. Ich dagegen konnte wieder ein paar neue Arten auf meiner Liste verbuchen.
Auch diese Tour dauerte länger als geplant, ohne Aufpreis! Wir hätten wohl noch stundenlang weitergeangelt, hätten wir nicht aus Rücksicht auf Erik die Rückfahrt angetreten.
Nach fast einer Woche in der Agulhas-Region ging es weiter entlang der Garden Route nach Knysna. Dort bezogen wir ein wunderschönes Apartment mit Blick auf die Lagune. Knysna ist deutlich touristischer als Agulhas, mit einer charmanten Waterfront, vielen Restaurants, Geschäften und Wassersportangeboten.
Ein Ausflug in den Tsitsikamma-Nationalpark (nur eine Stunde entfernt) ist absolut empfehlenswert, ebenso das Robberg-Naturreservat mit seinen großartigen Wanderwegen und spektakulären Ausblicken auf die Plettenberg Bay. Wer gut zu Fuß ist, wird mit unvergesslichen Panoramen belohnt!
Angelchaos in Knysna
Natürlich hatten wir auch hier im Vorfeld eine Hochseetour gebucht. Doch diesmal lief einiges schief. Der Veranstalter, Charter Operator Tour South
Africa, war das pure Chaos. Um 22 Uhr am Vorabend erfuhren wir, dass der Start bereits um 5 Uhr morgens sei. Immerhin waren wir pünktlich.
Am Boot begrüßte uns Mabel, die Tochter des Kapitäns – ein echtes Mädchen für alles. Sie bestückte Köder, versorgte Fische, entwirrte Schnüre, holte 200 Meter Ankerleine ein und paddelte den Vater später sogar mit einem Kajak an Land. Eine andere Welt.
Gefischt wurde diesmal gezielt auf Seehecht (Hake). Die Angelei war kurzweilig, die Bisse kamen regelmäßig, und die Fischkiste füllte sich schnell. Als Beifang gab es köstliche Kap-Knurrhähne und einige Glatthaie, die für ordentliche Drills sorgten. In Norwegen muss man sich ganz schön anstrengen, um in so kurzer Zeit eine volle Kiste Seehechte zu fangen!
Nach fünf Stunden ging es zurück, alle zufrieden, nur Erik nicht: Er ließ erneut sein Abendessen durch den Kopf gehen.
Abschied in Swellendam
Unser letzter Stopp auf dem Rückweg nach Kapstadt war Swellendam. Dort hatten wir eine gemütliche Lodge gebucht, perfekt zum Ausklang der Reise. In der Nähe gibt es ausgezeichnete, preiswerte Restaurants, und wir unternahmen noch einen kleinen Ausflug ins Marloth-Naturreservat sowie ins örtliche Museum.
Fazit
Es wird oft über die Kriminalität in Südafrika geschrieben. Wir haben uns zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt – auch nicht, wenn wir abends im Dunkeln zu Fuß vom Restaurant nach Hause gingen. Die Polizeipräsenz ist hoch, und auch die Einheimischen achten auf Touristen. Bettler oder aufdringliche Menschen begegneten uns kaum.
Südafrika ist ein faszinierendes Land, voller Kontraste, Natur und Herzlichkeit und wir haben nur einen Bruchteil davon gesehen. Aber sicher nicht zum letzten Mal.
Lodge in Swellendam: http://www.marula-lodge.com/
Ocean Life Fishing Charters: https://oceanlifecharters.co.za