Italien
Atlantide Fishing Resort
Eine Woche Karpfenangeln im April. Eine Woche raus aus Deutschland, etwas Neues sehen, nur wo? Diese Fragen stellten sich Peter und ich (Kevin) schon Anfang Oktober 2015.
Wir suchten nach einem für uns unbekanntes Gewässer. Da wir vom Alltag auch abschalten wollten, sollte sich dieses Gewässer auch für April in einer Wetterstabilen Lage befinden.
Schnell viel unsere nähere Entscheidung auf Ungarn und Italien. Ende Januar entschieden wir uns, durch Mangel an Informationen von Ungarn, für Italien.
Wir besuchten die Webseite „Italien Carp Lakes“ und holten uns Rat bei Oliver Hamp. Er betreibt unter anderem die Webseite und nimmt die Buchung auf. Am interessantesten schien uns der See „Atlantide Fishing Resort“. Wir fragten einige für uns wichtige Informationen an und bekamen diese binnen weniger Stunden. Besten Dank dafür. Schnell war uns klar, dass wir die Stelle 3 oder 24 buchen möchten. Glücklicherweise war die Stelle 3 im Buchungszeitraum noch frei und somit wurde alles fest gemacht. Ich überwies Oliver sofort den Anzahlungsbetrag und nur wenige Tage später erhielt ich eine Buchungsbestätigung.
Nun verging etwas Zeit. Zeit die wir nutzten um unsere Fahrtroute zu planen, Videomaut und Plaketten zu kaufen, das Tackle aufzurüsten und unsere Boilies herzustellen.
1. Tag - Sonntag
Am 10. April war es dann endlich soweit. Abreisetag. 0:30Uhr klingelte der Wecker. Schnell Kaffee gekocht, Freundin und Katzen tschüss gesagt und ab ins Auto. 920km Fahrt standen bevor. Man war ich aufgeregt. Die Fahrt verlief ohne Probleme und so kamen wir nach ca. 8,5h in Italien an.
Nun standen wir vor Ort, vor einem geschlossenen Tor, rechter Hand ein wunderschöner, türkisblauer See, im Hintergrund die Alpen, keine Wolke am Himmel und es waren schon knapp 20 Grad. Wahnsinn.
Ich telefonierte kurz mit Nicholas. Er sollte uns bei kleineren Problemen helfen. Er schickte uns Riccardo, den Seebetreiber, zum Tor. Dieser wohnt mit seiner Freundin am See und so dauerte es nur wenige Minuten und Riccardo erschien auf einem Fahrrad, in Begleitung mit seinem kleinen Hund „Nutria“. Er begrüßte uns und wir fuhren ihm die 300m zum Hauptquartier hinterher. Dort bekamen wir ein Boot inkl. E-Motor und Batterie. Nach kurzem englischen Smalltalk über den See, fuhr Peter mit seinem Auto an unsere reservierte Angelstelle, währenddessen ich mein Auto stehen ließ und mit dem Boot + Fahrrad für den Rückweg die Stelle anfuhr. Kurz nachdem wir die Stelle erreicht hatten machte ich mich wieder mit dem Fahrrad auf den Weg zu meinem Auto.
Als ich wieder zurück war, hatte Peter schon das Echolot fertig eingerichtet und so konnten wir sofort mit der Spotsuche beginnen. Uns viel gleich die Badewannenähnliche Gewässerstruktur auf, die uns Oliver vorher berichtete. Am Uferbereich innerhalb 10m erreicht man eine Tiefe von 8m und tiefer. Nebenbei erwähnt, die Wassertemperatur bei 16m Tiefe lag bei 13 Grad. Da unsere Stelle eine der wenigen ist, wovon man das gegenüberliegende Ufer beangeln kann und darf, machten wir uns diesen Vorteil zu schaffen. 6 von 8 Ruten wurden also ca. 1 bis 2m vorm Ufer platziert. Die anderen jeweils links und rechts am eigenen Ufer.
Nachdem die Ruten alle lagen, ging es auf die Suche nach einem optimalen Stellplatz für unser 2 Mann-Bivvy. Das war komplizierter als gedacht. Die Angelstelle befindet sich nämlich direkt auf dem Zufahrtsweg für die Stellen 0 bis 2. Somit musste immer noch genug Platz gelassen werden damit ein Auto vorbeifahren konnte. Wir entschieden uns dann für eine leichte Schräglage des Zeltes, was die langen Beine der Liegen zum Glück ausgleichen konnten. Da wir mit 2 Autos anreißen mussten, war es auch nicht so einfach, dieses an der Stelle zu wenden. Richtig begeistert waren wir den ersten Tag also nicht. Es wurde langsam dunkel und wir ließen den Tag bei ein, zwei Bier ausklingen.
2. Tag – Montag
In den frühen Morgenstunden, ab 3 Uhr, hatten wir die ersten zwei Bisse, die wir leider nicht verwerten konnten.5 Uhr war es dann endlich soweit und der erste Italiener ging in den Kescher. Ein dicker runder Spiegler. Danach blieben wir gleich wach und kontrollierten alle unsere Ruten. Bis zum Mittag blieb es ruhig und dann ertönte Peter seine Funke. Nach kurzem Kontakt machte sich der Fisch aber im Bambus am anderen Ufer fest. Wir zögerten nicht und saßen schnell im Boot. Am Ufer angekommen spürte Peter kein Fisch mehr. Wir rechneten mit nix und dennoch haben wir vorsichtig mit der Hand an der Schnur gezogen und sind langsam um das Hindernis herumgefahren.
Plötzlich war alles wieder frei und es zeigte sich ein makelloser Schuppenkarpfen.
Peter war happy, sein erster Karpfen für 2016 und dann gleich so ein schönes Tier.
3. Tag – Dienstag
Dieser Tag begann wieder mit ärgerlichen Momenten. Wir verloren zwei Fische im Totholz. Zum Glück entschloss sich gegen 19Uhr noch ein kleinerer Spiegler für unsere selbstgerollten Boilies und wir konnten etwas aufatmen.
4.Tag – Mittwoch
Nachdem uns die Fische wieder die ganze Nacht schlafen ließen, hieß es pünktlich 5Uhr „Fullrun“ Peter konnte seinen zweiten Karpfen auf die Matte legen.
Danach frühstückten wir wieder gemütlich und ich fuhr ins Dorf um einzukaufen.
Keine 5min vom See erreichte ich schon den ersten Supermarkt. Als ich wieder am See ankam, sah ich schon von weitem Peter aufgeregt zu einer meiner Rute rennen, die ich etwas weiter links vom Angelplatz positioniert hatte. Ich ließ den Einkaufbeutel liegen und rannte ebenfalls los. Der sportliche Einsatz wurde belohnt.
5.Tag – Donnerstag
Wir verloren in den frühen Stunden leider wieder 3 Fische und danach war Ruhe für den restlichen Tag. Wir nutzen die Zeit uns mit den einheimischen Anglern auszutauschen. Bei der Suche nach neuen Spots kamen wir auf die Idee, unsere Actioncam, an eine der Stellen unter Wasser zu positionieren. Abends schauten wir uns dann das Videomaterial an und konnten nicht glauben was wir sahen. 20 – 30 Karpfen kreiselten fröhlich über unseren Spot. Unfassbar tolle Aufnahmen aber beißen wollten sie trotzdem nicht mehr. Eine neue Taktik musste her. Wir entschieden uns kein Mais mehr zu füttern, 30er Boilies als Köder bei extrem kurzen Vorfächern.
6. Tag – Freitag
Die Nacht verlief wieder sehr ruhig und dennoch war die Hoffnung groß, dass unser neuer Plan aufging.
9Uhr war es dann soweit, mein Empfänger der JRC Radar Bissanzeiger meldete sich mit einem Dauerton. Ich sprintete wieder zu meiner Rute während sich Peter wieder mit den Boot auf den Weg machte mich an dieser Stelle abzuholen. Der Fisch zog ins Freiwasser und lieferte mir einen sehr schönen Drill. Ich merkte sofort, dass es was Größeres sein musste, denn auch mit meiner 3,5lbs Rute wollte sich der Karpfen sich nicht so leicht an die Oberfläche ziehen lassen. Irgendwann war es dann soweit und das Grinsen in meinem Gesicht wurde immer größer. Mein so sehr ersehnter Schuppenkarpfen landete im Kescher. Mit 42Pfund war es dann sogar noch ein neuer Rekord für mich. Dies sprach sich am See schnell rum. Noch schneller aber kam die Info das 4 Stellen neben uns ein 30kg Schuppenkarpfen gefangen wurde. Riccardo sagte uns eine Uhrzeit wann ein gemeinsames Fotoshooting vereinbart wurde. Alle Angler am See trafen sich und es wurde mit Sekt angestoßen.
7. Tag – Samstag
Peter’s Pechsträhne hielt leider an und so verlor er in dieser Nacht wieder zwei Fische.
Im Laufe des Tages konnten wir dann aber noch 3 Spiegler fangen. Die neue Taktik schien aufzugehen.
Am Abend brachte uns Riccardo unsere bestellte Pizza und ließ uns von seiner besonderen Pizza kosten. Pizza mit Nutella. Wir würden es Kuchen nennen ;-)
8. Tag – Sonntag / Heimreise
Weil wir uns vorgenommen hatten 10Uhr die Heimreise anzutreten, wurde einiges am Vortag schon gepackt. Wecker mussten wir uns keinen Stellen, denn pünktlich 5 und 6Uhr lief nochmal meine Rute ab. Auch diese beiden Fische konnten wir schonend landen.
Fazit
Zusammengefasst können wir sagen, der Atlantide ist kein leichtes Gewässer und trotzdem immer eine Reise wert. Die Karpfen sind extrem fett, unserer Meinung nach leider etwas zu fett.
Die Angelstellen sind für 8 Ruten nicht die Größten aber ausreichend. Vielleicht sind wir auch einfach etwas verwöhnt J Die Italiener sind alle sehr freundlich und hilfsbereit.
Die WC Situation ist für eine Frau (Nicht Anglerin auf jeden Fall) nicht geeignet. Da die Angelstellen dicht an einander liegen, kann man nicht mal eben in den Busch verschwinden.
Das Wetter war die ganze Woche über perfekt. Strahlend blauer Himmel bei bis zu 25 Grad.
Wir empfehlen 1 bis 2 eigene Auto bzw. Gelbatterien mitzunehmen. Je nach Jahreszeit muss man ja irgendwie seine Lebensmittel und Getränke kühlen. Riccardo kam fast täglich vorbei um unsere leeren Batterien gegen volle zu tauschen.
Am Ende konnten wir 12 Karpfen überlisten.
Eins ist klar, wir kommen wieder.
Arrivederci
Kevin und Peter