Nordkap - Fischen im Porsangerfjord
Nordkap – Pleiten, Pech und Pannen
Norwegen ist immer eine Reise wert. Mit einigen Gegenden haben wir bereits Bekanntschaft gemacht. Wir fingen an ganz im Süden, wir waren in Fjordnorwegen, wir waren in Mittelnorwegen, was uns jetzt noch fehlte war ein Besuch in … ja richtig Nordnorwegen. Viel weit nördlicher geht es nicht. Gut, dass Ziel hieß diesmal Nordkap. Die Anreise erfolgte per Flugzeug. Wir flogen von Frankfurt über Helsinki nach Ivalo in Finnland. Von dort ging es mit Leihwagen bis ans Ziel weiter. Als Autos kamen ein Toyotabus mit großem Anhänger und ein Toyota Yaris zum Einsatz. Die erste große Überraschung war in Ivalo am Flughafen. Zwei Gefrierboxen aus Styropor waren defekt. Was aber noch viel schlimmer war, eine war ganz weg. Ja und was war wohl drin. Fast alle Speisen und Zigaretten. Toll nix zu essen, nix zu rauchen. Das kann ja noch lustig werden und es wurde noch lustiger. Beim Auspacken unserer Sachen stellten wir fest das eine Flasche Weinbrand zerbrochen war. Eingewickelt in meine Thermosachen in mitten der Reisetasche. Einen Genuss alle Sachen rochen nach Schnaps. Einem Kollegen von mir war sein Filetiermesser zerbrochen. Das Messer steckte in der Scheide und war in einem Hartschalenkoffer verstaut. Das geht normalerweise gar nicht. Aber es ging. Es wurde noch besser. Der kleine Laden bei der Anlage hatte keine Lebensmittel. Nur Getränke. Eine kleine Flasche Bier 0,33 Liter 10 DM. Eine Flasche Selters 0,5 Liter 8 DM. Der nächste Laden war 50 Kilometer entfernt. Unvorstellbar für einen Deutschen 100 Kilometer zum Einkaufen zu fahren. Na gut wir waren ja zum fischen hier. Wir wollten eigentlich einmal gezielt auf Steinbeißer angeln. Das wäre hier möglich laut Reiseanbieter. Dieser gab mir auch gleich die GPS-Daten für die besten Fangplätze vor Ort. Ich habe diese Daten noch in Deutschland in mein GPS eingegeben. Man weiß ja nie. Dass ich mit dieser Entscheidung richtig lag sollten wir am nächsten Tag erfahren. Da erfuhren wir, dass unser gebuchtes Boot defekt sei. Wir bekamen zwar ein anderes Boot jedoch ohne Echolot. Egal wir haben ja noch das GPS. Die anderen Angler die schon vor Ort waren hatten bei unserem Auslaufen ein leichtes Grinsen im Gesicht. Ohne Echolot fahren die raus, na dann viel Spaß. Als wir nachmittags einliefen lange Gesichter im Hafen. Unsere Kisten waren voll. Im Schlachthaus sahen wir dann das Debakel. Unmengen an kleinen Seelachsen lagen da. Der blanke Kindergarten. In den Moment glaube ich schämten wir uns für unsere Angelkollegen. Wer solche kleinen Fische mitnimmt hat unser Hobby falsch verstanden. Den nächsten Tag probierten wir es das erste Mal auf Steinbeißer, immer noch ohne Echolot. Ein GPS ist doch eine sehr vorteilhafte Erfindung. Wir fingen mehrere schöne Steinbeißer und etliche schöne andere Fische. Und wieder lange Gesichter im Hafen. Tags darauf, wir hatten mittlerweile auch ein Echolot bekommen waren alle Boote noch da. Die anderen Angler standen Gewehr bei Fuß an der Kaimauer und warteten auf uns. So lief die ganze Armada gemeinsam aus. Wir als Leitwolf und die Meute hinterher. Allerdings waren wir immer noch im Vorteil. Denn Echolot und GPS spielten wirklich sehr gut zusammen. Die Steinbeißer standen alle auf einem Unterwasserhügel bei 30 – 35 Metern Tiefe. Diese Stelle konnten wir fast auf den Meter genau anfahren. Wieder lange Gesichter bei den Kollegen. Zu allem Überfluss haben wir alle anderen Fische wieder in die Freiheit entlassen (bei 30 Meter Wassertiefe geht das) und nur Steinbeißer mitgenommen. Aber irgendwann war das Glück vorbei. Das Boot ging kaputt und wir mussten zurück geschleppt werden. Nächster Tag neues Boot (Eine uralte Dieselschnecke). Wir sind diesmal weit raus gefahren zu einem wenig befischten Punkt. Die Fischerei lief wirklich sehr gut schöne Dorsche und Seelachse kamen ins Boot. Bis dieses nicht mehr ansprang. Über 2 Stunden versuchten wir das Boot wieder flott zu bekommen. Keine Chance. Zum Glück hatte ich mein Handy mit. Ich glaube ohne mein Handy würden wir heute in der Barentssee rum Tümpeln. Es dauerte eine Ewigkeit bis uns unser Betreuer zurück geschleppt hatte. Ab jetzt verging kein Tag an dem wir nicht einen defekt mit den Boot hatten. Mal ging der Motor kaputt, das andere Mal war die Batterie leer so dass man nicht mehr Starten konnte. Zum Glück fingen wir in der kurzen Zeit des Fischens genug Fisch um unsere Kisten mit schönen Filets voll zu bekommen. Es bissen gute Fische, schöne Lumbs, Pollacks, Dorsche, große Schellfische doch am meisten haben wir uns über den Steinbeißer gefreut. Der sieht zwar fürchterlich aus, ist aber ein sehr wohlschmeckender Geselle der nordischen Gewässer. Zu erwähnen wären auch noch die paar kleiner Heilbutte die wir fangen konnten. Die Fischerei hier oben im Norden ist wirklich gigantisch, angeln Tag und Nacht. Es wird ja nicht dunkel. In der Nacht 2 Uhr zum Fischen raus fahren ist schon ein Traum. Wenn nur die Pannenserie mit den Booten nicht gewesen wäre. Der Betreuer vor Ort hat sich wirklich Mühe gegeben, den Zirkus mit den Booten auf die Reihe zu bekommen. Er zeigte sich dann auch sehr kulant bei der Spritabrechnung. Nur einmal ist er fast verzweifelt. Nach dem wir 2 Heilbutts gefangen hatten, wollten wir einen trinken gehen. Das Bierauto war soeben vom Hof gefahren. Es kommt einmal die Woche und bringt 2 Kästen. Leider waren die nach unserer kleinen Freudenfeier alle. Jetzt hatte der Chef von der Anlage ein richtiges Problem. Es ist leichter ein paar neue Boote zu organisieren, als eine neue Bierlieferung. Trotz der vielen Pannen behalten wir diesen Trip in positiver Erinnerung. Bekannte von mir waren in den folgenden Jahren erneut hier. Alle berichteten nur positives. Auf der Rückreise erhielten wir unsere verloren gegangene Gefrierbox zurück allerdings ohne Inhalt. Den bekamen wir in Geld ausgezahlt. Nach heftigem Protest wegen des Umgangs mit dem Gepäck schaffte es die Fluggesellschaft die vollen Gefrierboxen in einem Stück nach Deutschland zu transportieren. Doch diesmal ist ein Koffer verschwunden. Er kam dann 3 Tage später nach Hause. Unversehrt.